Angsterkrankungen: Formen, Ursachen und Wege zur Behandlung

Angst ist ein grundlegendes Gefühl, das uns alle begleitet. In vielen Situationen ist sie sogar hilfreich – sie warnt uns vor potenziellen Gefahren und mobilisiert Energie, um schnell reagieren zu können. Doch was, wenn die Angst sich verselbstständigt und zum ständigen Begleiter wird? Wenn einfache Alltagsaufgaben oder soziale Kontakte plötzlich als bedrohlich empfunden werden? In diesem Beitrag beleuchten wir, was Angsterkrankungen sind, welche Formen sie annehmen können und welche Wege es gibt, sie in den Griff zu bekommen. Außerdem erfährst du, wie Online-Psychotherapie und psychologische Beratung online dir helfen können, deine Ängste zu überwinden.

Was sind Angsterkrankungen?

Angsterkrankungen (auch Angststörungen genannt) gehören zu den häufigsten psychischen Störungen. Zentral ist hier eine übersteigerte, kaum kontrollierbare Furcht vor Situationen, Objekten oder Gedanken, die von Außenstehenden oft als ungefährlich eingestuft werden. Dabei kann die Angst so stark sein, dass sie das tägliche Leben massiv einschränkt. Betroffene erleben häufig anhaltende Unruhe, körperliche Symptome wie Herzrasen, Atemnot oder Schwindel und versuchen, angstauslösende Situationen zu vermeiden.

Typische Formen von Angststörungen

  1. Generalisierte Angststörung (GAS)
    Menschen mit einer GAS fühlen sich permanent ängstlich und besorgt – und das nicht nur in Bezug auf eine bestimmte Sache. Typisch sind Gedanken wie „Was, wenn etwas Schlimmes passiert?“ oder „Ich könnte krank werden“. Die Sorgen drehen sich dabei oft um alltägliche Themen wie Gesundheit, Finanzen oder Beziehungen.

  2. Panikstörung
    Kennzeichnend sind plötzliche Panikattacken, die ohne erkennbaren Anlass auftreten. Diese Attacken können wenige Minuten dauern, sind aber äußerst intensiv: Herzklopfen, Schweißausbrüche, Zittern und das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren, sind häufige Begleiter.

  3. Phobien

    • Spezifische Phobien: Angst vor bestimmten Objekten oder Situationen (z. B. Spinnen, Blut, Spritzen, Höhenangst).

    • Soziale Phobie (Sozialangst): Ausgeprägte Furcht vor Situationen, in denen man sich von anderen beurteilt oder kritisiert fühlen könnte (z. B. Vorträge halten, small talk).

    • Agoraphobie: Angst vor Orten oder Situationen, aus denen man bei einer Panikattacke nicht schnell genug entkommen oder nur schwer Hilfe bekommen könnte (z. B. große Plätze, Menschenmengen, öffentliche Verkehrsmittel).

  4. Zwangsstörung
    Oft als separate Störung klassifiziert, kann sie eng mit Angsterkrankungen zusammenhängen. Die Betroffenen entwickeln quälende Zwangsgedanken und Zwangshandlungen (z. B. ständiges Kontrollieren, exzessives Händewaschen), um die Angst zu reduzieren.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Entstehung von Angsterkrankungen wird durch ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren begünstigt:

  1. Biologische Einflüsse
    Eine veränderte Neurotransmitter-Aktivität (besonders bei Serotonin und GABA) oder genetische Veranlagungen können die Empfänglichkeit für Ängste erhöhen.

  2. Psychische Faktoren
    Häufig spielen ungünstige Denkmuster, eine erhöhte Wachsamkeit gegenüber potenziellen Gefahren oder Perfektionismus eine Rolle. Auch traumatische Erlebnisse können Angstreaktionen verstärken.

  3. Soziale und Umweltfaktoren
    Anhaltender Stress, Konflikte, instabile Beziehungen oder stark leistungsorientierte Umfelder tragen oft dazu bei, dass sich Ängste entwickeln oder verschlimmern.

Symptome und Folgen von Angsterkrankungen

Körperliche Symptome

  • Herzrasen, Atemnot, Schwindel

  • Schwitzen, Zittern, Muskelanspannung

  • Schlafstörungen, Magen-Darm-Beschwerden

  • Häufige Kopfschmerzen oder Verspannungen

Psychische Symptome

  • Dauerhaftes Gefühl von Unruhe und Spannung

  • Katastrophisierende Gedanken („Es könnte etwas ganz Schlimmes passieren“)

  • Konzentrations- und Entscheidungsprobleme

  • Vermeidungsverhalten und sozialer Rückzug

Wer über längere Zeit unter starken Ängsten leidet, läuft Gefahr, in einen Teufelskreis aus Stress, Burnout oder Depressionen zu geraten. Berufliche oder soziale Einschränkungen sind ebenfalls häufig: Manche Betroffene verlassen das Haus nur noch selten, verlieren ihren Arbeitsplatz oder ziehen sich von Freunden zurück.

Diagnosestellung: Wann sollte man handeln?

Einfache Angstzustände oder vereinzelte Panikgefühle erlebt fast jeder Mensch einmal. Handlungsbedarf besteht, wenn:

  1. Die Angst übermäßig stark ist und nicht mehr im Verhältnis zur Situation steht.

  2. Alltag und Beziehungen deutlich eingeschränkt sind (z. B. ständiges Vermeiden von sozialen Situationen oder bestimmten Orten).

  3. Die Symptome über Wochen oder Monate anhalten und keine Besserung in Sicht ist.

Ein erster Schritt kann ein Gespräch mit dem Hausarzt oder einer Psychotherapeutin sein. Über psychologische Beratung online oder Online-Psychotherapie lassen sich ebenfalls erste Einschätzungen treffen – gerade wenn du schnell Klarheit wünschst oder in deiner Nähe keine geeignete Praxis vorhanden ist.

Behandlung und Bewältigungsstrategien

Angsterkrankungen sind gut behandelbar, vor allem wenn sie frühzeitig erkannt werden. Zu den wirksamsten Methoden zählen:

1. Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)

Die KVT hat sich als besonders erfolgreich bei der Behandlung von Angststörungen erwiesen. Im Zentrum steht hier das kognitive Dreieck (Gedanken, Gefühle, Verhalten). Angstfördernde Überzeugungen werden identifiziert und in realistischere Denkmuster umgewandelt. Zudem werden Konfrontationsübungen (Exposition) eingesetzt, um die angstauslösenden Situationen schrittweise zu „entdramatisieren“.

2. Expositionstherapie

Bei Phobien oder Panikstörungen kann eine systematische Konfrontation mit den gefürchteten Reizen erfolgen, zunächst in Gedanken, dann in der Realität. Das Ziel: Die Erfahrung machen, dass die befürchtete Katastrophe meist nicht eintritt und dadurch die Angstreaktion langfristig abschwächen.

3. Entspannungs- und Achtsamkeitsverfahren

Progressive Muskelentspannung, Atemübungen oder Achtsamkeitstechniken (z. B. Meditation) senken das allgemeine Erregungsniveau und können akute Angstsymptome lindern. Regelmäßiges Üben fördert zudem den bewussteren Umgang mit Stress.

4. Medikamente

In manchen Fällen verschreiben Ärzt:innen Anxiolytika oder Antidepressiva, insbesondere wenn die Angst so stark ist, dass eine Psychotherapie kaum möglich scheint. Medikamente sollten jedoch niemals als alleinige Lösung betrachtet werden – eine begleitende Therapie ist wichtig, um langfristig Strategien gegen die Angst zu entwickeln.

5. Psychoedukation und Selbsthilfe

Das Verständnis, wie Angst entsteht und aufrechterhalten wird, nimmt oft schon einen Teil des Schreckens. Selbsthilfebücher, Foren oder Apps können ergänzend unterstützen, sollten aber keine professionelle Hilfe ersetzen, wenn die Angst extrem belastend ist.

Online-Psychotherapie und psychologische Beratung online: Eine sinnvolle Option?

Gerade bei Angsterkrankungen kann es für Betroffene schwierig sein, eine Psychotherapie in Präsenz zu beginnen – seien es Ängste vor öffentlichen Verkehrsmitteln, vor Menschenansammlungen oder vor dem Unbekannten. Online-Psychotherapie bietet hier eine flexible und niedrigschwellige Möglichkeit:

  • Ortsunabhängig: Sitzungen finden bequem von zu Hause aus statt.

  • Zeitersparnis: Keine langen Anfahrtswege, flexible Terminmöglichkeiten.

  • Vertraute Umgebung: Wer stark unter Agoraphobie oder sozialer Phobie leidet, fühlt sich in den eigenen vier Wänden oft sicherer.

Dank Video- oder Telefon-Sitzungen lassen sich auch KVT-Übungen, Achtsamkeitstraining oder Gespräche effektiv umsetzen. Viele Studien zeigen, dass Online-Therapie bei Angststörungen vergleichbar wirkungsvoll sein kann wie die klassische Präsenztherapie.

Tipps für den Alltag: Erste Schritte gegen die Angst

  1. Atemtechniken trainieren
    Eine tiefe, ruhige Bauchatmung (z. B. das „4-7-8-Atmen“) kann akute Angstsymptome lindern und hilft, den Körper in einen ruhigeren Zustand zu versetzen.

  2. Negative Gedanken hinterfragen
    Angst entsteht oft im Kopf. Stelle dir die Frage: „Wie realistisch ist meine Befürchtung?“ und sammle Beweise für und gegen deine Angstszenarien.

  3. Kleine Expositions-Übungen
    Bei milden Ängsten kann es helfen, sich in kleinen Schritten mit dem Angstauslöser auseinanderzusetzen, z. B. einen kurzen Besuch in einem Supermarkt, wenn du Plätze mit vielen Menschen fürchtest.

  4. Soziale Unterstützung
    Sprich mit Vertrauenspersonen über deine Ängste. Allein das Aussprechen verringert häufig schon den Druck und öffnet den Blick für neue Perspektiven.

  5. Selbstfürsorge nicht vergessen
    Ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung sind wichtige Säulen für ein stabiles Nervensystem. Auch kurze Auszeiten, Entspannungsbäder oder Hobbys können helfen, dein Stresslevel zu senken.

Fazit: Angst ist behandelbar

Angsterkrankungen können das Leben erheblich beeinträchtigen, doch es gibt effektive Wege, sich davon zu befreien. Kognitive Verhaltenstherapie, Exposition und achtsame Selbstfürsorge sind bewährte Methoden, um den Teufelskreis aus Angstgedanken und Vermeidungsverhalten zu durchbrechen. Ob als Präsenz-Therapie oder via Online-Psychotherapie und psychologische Beratung online – Hilfe ist jederzeit möglich und keineswegs ein Zeichen von Schwäche, sondern ein mutiger Schritt, um das eigene Leben zurückzuerobern.

Du fühlst dich von starker Angst eingeengt?

Ich unterstütze dich gerne mit meinem therapeutischen Angebot. Gemeinsam entwickeln wir Strategien, die auf dich und deine Situation zugeschnitten sind – digital via Online-Psychotherapie. Nimm Kontakt auf für ein unverbindliches Erstgespräch: Du musst den Weg aus der Angst nicht alleine gehen. Es gibt immer einen Weg, dein Leben wieder angstfreier zu gestalten.

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